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Die Hausgeburt steht für eine natürliche, selbstbestimmte Geburt in vertrauter Umgebung. Für manche Mutter ist das ein echter Traum und mit Hilfe einer erfahrenen Hebamme auch ein gut umsetzbarer. Trotzdem gibt es einiges zu beachten, denn eine Hausgeburt ist nicht für jede Schwangere geeignet. Wir klären über Vorteile, aber auch Risiken auf und geben hilfreiche Tipps zur Vorbereitung.
Eine Hausgeburt ist besonders für Schwangere geeignet, die sich zuhause so sicher und wohl fühlen, um dort auch zu entbinden und das Wunder der Geburt ausschließlich mit Unterstützung ihrer Hebamme erleben möchten. Das gewohnte, häusliche Umfeld gibt diesen Frauen Sicherheit. Mit einer der größten Vorteile bei der Hausgeburt ist die durchgehende Betreuung durch eine einzige Hebamme ohne Schicht- und Personalwechsel. Außerdem lernen sich Hebamme und die werdende Mutter bereits lange vor dem Entbindungstermin kennen und können ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Die Schwangere kann den Ablauf der Geburt gemeinsam mit der Hebamme selbst bestimmen. Die ruhige und persönliche Atmosphäre hilft zu entspannen, der Geburtsschmerz wird im besten Falle als weniger schlimm empfunden. All das kann sich positiv auf den Geburtsverlauf auswirken. Eine angenehme Geburtsposition einnehmen zu können oder die Positionen während der Wehen frei wählen zu können, empfinden viele Frauen ebenfalls als Vorteil. Wer zuhause entbindet, hat außerdem seine Liebsten direkt und jederzeit um sich. Das Bonding mit Mama und Papa kann direkt nach der Geburt beginnen. Gibt es bereits Geschwister, können diese beispielsweise friedlich im Zimmer nebenan schlummern oder sogar dabei sein, wenn das Baby zur Welt kommt.
Frauen können grundsätzlich zwischen Klinik, Geburtshaus und Hausgeburt wählen. Arzt und Hebamme prüfen bei den Vorsorgeuntersuchungen immer wieder genau, ob eine Hausgeburt problemlos möglich ist. Dies ist ein fortwährender Prozess über die gesamte Schwangerschaft hinweg, sodass sich der Geburtsort bis zuletzt noch ändern kann. Die Krankenkasse übernimmt in Österreich laut Mutter-Kind-Pass (Eltern-Kind-Pass) 10 gynäkologische Untersuchungen, 2 Laboruntersuchungen, 1 Untersuchung beim Hausarzt bzw. Internisten sowie 1 Hebammenberatungsgespräch zwischen der 18. und 22. SSW. Ultraschallbilder kann jedoch nur der Arzt machen, ebenso bestimmte Tests wie Schwangerschaftsdiabetes oder Laborkontrollen von Toxoplasmose.. Schwangere sollten nach Möglichkeit alle Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Diese sind notwendig, um mögliche Komplikationen im Verlauf der Schwangerschaft frühzeitig zu erkennen. Treten keine oder nur sehr geringe medizinische Risiken auf, spricht nichts dagegen, zuhause zu entbinden. (*1)
Ob in Österreich eine Hausgeburt möglich bzw. nicht möglich ist, wird anhand einer klaren Regelung entschieden. Laut dem Hebammengremium (ÖHG) ist eine Geburt im häuslichen Umfeld beispielsweise nicht möglich, wenn folgende medizinische Gründe dagegensprechen, wie
Jede freiberuflich tätige Hebamme muss sich an diese Kriterien halten, und darf eine Hausgeburt nicht begleiten, wenn einer der oben genannten Gründe vorliegt.
Für Hausgeburt und Rufbereitschaft fallen in Österreich meist Extrakosten an, die Eltern selbst tragen müssen oder die sie, falls vorhanden, bei der Zusatzversicherung einreichen können. Bei gesetzlich Versicherten übernimmt die Krankenkasse einen Großteil der Kosten für die Hausgeburt. Dazu gehört in erster Linie die Geburt selbst. Für die sogenannte Hebammenrufbereitschaft übernehmen einige Krankenkassen die Kosten anteilig (in Höhe von bis zu 200 Euro, Stand Juni 2020). Die Rufbereitschaft sorgt dafür, dass die Hebamme drei Wochen vor und bis zu zwei Wochen nach errechnetem Entbindungstermin ständig für die Schwangere abrufbereit ist. Die Krankenkasse gibt Auskunft über die genauen Konditionen.
Derzeitige Hebammentarife lt. österreichischem Hebammengremium 1.1.2020 zur Verrechnung mit der Krankenkasse:
Generell sollten sich Schwangere so früh wie möglich auf die Suche nach einer geeigneten Hebamme machen. Das gleiche gilt bei dem Wunsch nach einer Hausgeburt. Vielleicht noch dringlicher, denn Hausgeburtshebammen sind noch schwieriger zu finden als Hebammen für Vor- und Nachsorge. Der Zeit- und Kostenaufwand einer freiberuflichen Hebamme ist aufgrund der Rufbereitschaft und Versicherung hoch und so bieten nur wenige Hebammen überhaupt Hausgeburten an. Deshalb ist es sinnvoll direkt nach Bestätigung der Schwangerschaft durch den Gynäkologen, spätestens aber in der 12. SSW (Schwangerschaftswoche) mit der Suche anzufangen. Die Hebamme des Vertrauens sollte viele Jahre Berufserfahrung haben, denn für die Sicherheit einer Hausgeburt ist die Erfahrung der Hebamme entscheidend. Eine Hebammenliste und eine praktische Suchfunktion auf der Seite des österreichischen Hebammengremiums etwa hilft dabei, eine passende Hebamme zu finden. Das Internet, die Hebammenpraxen und Geburtshäuser sind weitere gute Anlaufstellen bei der Hebammensuche. Ist eine gefunden, sind folgende Informationen für die Hebamme wichtig: Wohnort der Schwangeren und errechneter Geburtstermin.
Ein Hinweis auf Vorerkrankungen oder den Verlauf vorangegangener Schwangerschaften ist für die Hebamme ebenfalls relevant.
Neben einer erfahrenen Hebamme, die die Geburt begleitet, gibt es ein paar weitere Maßnahmen, die werdende Eltern für ein positives und sicheres Hausgeburtserlebnis planen können:
Sobald sich erste Anzeichen für die Geburt, wie regelmäßige Wehen oder Abgang von Fruchtwasser ankündigen, wird die Hebamme angerufen. Die Eröffnungsphase, in der sich der Muttermund Zentimeter für Zentimeter öffnet und das Köpfchen ins Becken rutscht, dauert bei Erstgebärenden ungefähr acht bis zehn Stunden. Manche Frau wünscht sich die Unterstützung der Hebamme bereits ab Einsetzen der ersten Wehen. Einer anderen reicht es, wenn die Hebamme erst später dazu kommt. Denn auch der Partner kann ja anfangs Unterstützung genug sein. Spätestens wenn die Wehen im Abstand von fünf Minuten kommen, sollte die Hebamme eintreffen.
Die Hebamme begleitet und führt die Gebärende mit Erfahrung und Empathie durch den Geburtsprozess. Manche Hebamme massiert das Kreuzbein der Schwangeren, um ihr Erleichterung zu verschaffen. Eine andere ermutigt die Frau mit motivierenden Worten. Je nachdem, was die Schwangere braucht. Die Frau sollte währenddessen auf ihren Körper hören und ihn arbeiten lassen, denn dann begibt sie sich automatisch in die richtige Geburtsposition. Manche drehen sich sobald die Wehe kommt in den Vierfüßlerstand. Andere wiederum bevorzugen die Seitenlage und manche entspannen in einer warmen Badewanne, oder bewegen sich am Pezziball. Wenn sich die Gebärende in eine ungünstige Position begeben sollte, so dass das Babyköpfchen nicht richtig ins Becken kommen kann, oder wenn sie zu hektisch atmet oder gar den Atem während der Wehen anhält, gibt ihr die Hebamme entsprechende Hinweise.
Die Hebamme schaut außerdem, dass das Kind langsam und behutsam geboren wird, damit die Vagina sich gut dehnen kann und die Mutter nach Möglichkeit keine Verletzungen davonträgt. Wenn das Kind dann kommt, begleitet die Hebamme das Baby langsam aus der Vagina und sorgt dafür, dass der Damm geschützt wird. Sobald sich die Plazenta abgelöst hat, überprüft die Hebamme den Mutterkuchen auf Vollständigkeit. Sie kann außerdem kleinere Geburtsverletzungen versorgen oder oberflächliche Wunden nähen. Nach der Geburt untersucht sie das Kind und trägt die Ergebnisse in den Mutter-Kind-Pass (Eltern-Kind-Pass) ein. Dies ist die sogenannte U1. Außerdem bleibt die Hebamme noch für etwa drei Stunden nach der Geburt, um Nachblutungen zu kontrollieren und sicherzugehen, dass es der Mutter und dem Neugeborenen gut geht.
Zu den Nachteilen einer Hausgeburt gehören die eingeschränkte, medizinische Versorgung und der Zeitverlust, wenn eine Verlegung ins Krankenhaus notwendig wird. Deshalb bespricht die Hebamme schon vor der Geburt mit den Eltern einen Verlegungsplan. Dazu gehört zum Beispiel auch, sich in der nächstgelegenen Geburtsklinik rechtzeitig anzumelden, damit dort für den Notfall alles vorbereitet ist. Treten zuhause Komplikationen auf, die eine Gefahr für Mutter und/oder Kind darstellen, wird jede umsichtige Hebamme die Hausgeburt abbrechen und eine Verlegung ins Krankenhaus in die Wege leiten. Folgende Situationen können dazu führen:
Das Wochenbett ist dazu da, sich von der Geburt zu erholen und eine Bindung zum Kind aufzubauen. Es ist aber auch ein Auf und Ab der Gefühle, viele Fragen beschäftigen die frisch gebackenen Eltern. Die Gesundheit von Mutter und Kind stehen im Fokus, deshalb wird die Familie im Wochenbett weiter von einer Hebamme begleitet. Meist übernimmt das die Hebamme, die auch die Hausgeburt betreut hat. Sie darf in den ersten fünf Lebenstagen des Kindes täglich zur Nachsorge kommen und bis zur 8. Lebenswoche bei Bedarf nochmals sieben weitere Wochenbettbesuche durchführen. Das wird von allen Krankenkassen einheitlich abgedeckt.
Die Hebamme steht für alle Fragen rund um das Baby zur Verfügung, zeigt den Eltern alles über die Babypflege, kontrolliert die Abheilung des Nabels beim Kind und dessen Gewichtszunahme. Manche Hebammen haben eine Zusatzausbildung zur Stillberaterin und stehen bei allen Fragen rund ums Stillen mit Rat und Tat zur Seite. Darüber hinaus können Eltern bei der Elternberatung weiter betreut werden oder übernehmen selbst die Kosten, wenn sie weitere Besuche von der Hebamme wünschen.
Im Zuge der Nachsorge kümmert sich die Hebamme auch um die Gesundheit der Mutter, überprüft die Rückbildung der Gebärmutter, misst den Blutdruck, geht auf sonstige körperliche Beschwerden ein wie z.B. Abheilung allfälliger Geburtsverletzungen, Stillprobleme, schmerzhafte und wunde Brustwarzen, etc. und berät bei Babyblues. Da die Hausgeburtshebamme die Mutter in der Zwischenzeit sehr gut kennengelernt hat, bemerkt sie meist als erste eine mögliche angehende Wochenbettdepression und kann dann auf Psychologen und Ärzte verweisen. Eine Hebamme ist aber auch dazu da, die Eltern in ihrer neuen Rolle zu bestärken und ihnen Selbstsicherheit zu vermitteln. Zusätzlich stehen jeder Frau im Wochenbett zwei Kontrolluntersuchungen beim Frauenarzt zu. Eine in der ersten (nur nach Bedarf, falls die Blutung zu stark oder Rückbildung nicht adäquat wäre, die andere zwischen der sechsten und achten Woche nach der Geburt.
Ab Mitte März 2020 ist die Anfrage nach Hausgeburten stark gestiegen. Der Grund? Die Covid-19-Pandemie. Durch die gefährliche Ausbreitung des Virus haben viele Vorsichtsmaßnahmen mancher Kliniken – etwa ein striktes Besuchsverbot am Krankenbett in der Wochenstation oder gar ein Anwesenheitsverbot des Vaters während der Geburt – schwangere Frauen abgeschreckt. Auch die Befürchtung, sich und das Baby mit dem Corona-Virus im Krankenhaus anzustecken, hat viele Frauen über die Alternative einer Hausgeburt nachdenken lassen. So außergewöhnlich die Umstände auch sein mögen, eine Hausgeburt sollte nie überstürzt geplant werden. Eine gute Vorbereitung, das Abwägen von Vor- und Nachteilen und eine wohlüberlegte Entscheidung sind jetzt notwendig. Wenn die Schwangere an COVID-19 erkrankt ist oder der Verdacht besteht, sollte die Entbindung definitiv nicht zuhause stattfinden.
Website des österreichischen Hebammengremiums (ÖHG) https://www.hebammen.at/
Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs https://www.gesundheit.gv.at/leben/eltern/geburt/geburtsablauf/hausgeburt
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