Doch keine Sorge, für die meisten Nachteile durch den Kaiserschnitt gibt es zum Glück eine Lösung. Vielleicht kam dein Neugeborenes nicht mit den nützlichen Bifidobakterien des Vaginalsekrets in Berührung, doch kann es diese und andere für das Immunsystem wertvolle Stoffe auch über die Muttermilch erhalten.24
Sollte bei dir keine natürliche Geburt möglich sein, ist es wichtig sich darauf zu konzentrieren, was das Beste für dich und dein Baby ist. Der Kaiserschnitt ist eine wichtige medizinische Errungenschaft, der bei Komplikationen dein Leben und das deines Kindes retten kann. In diesem Fall überwiegt der Nutzen deutlich gegenüber den Risiken.
Geplanter Kaiserschnitt
Wird die Entscheidung für einen Kaiserschnitt getroffen, bevor die Wehen einsetzen oder die Fruchtblase platzt, so spricht man von einem primären Kaiserschnitt.25 Meist sind medizinische Gründe ausschlaggebend, wie etwa eine Querlage oder eine Plazenta praevia.
Der Wunschkaiserschnitt ist ein Sonderfall des geplanten Kaiserschnitts. Hierbei liegt keine medizinische Indikation vor, sondern es handelt sich um eine persönliche Entscheidung der Schwangeren. Dabei spielen Sorgen um das Kind, Ängste vor Schmerzen und Geburtsverletzungen, traumatische Erfahrungen bei vorherigen Geburten, aber auch das Bedürfnis nach Kontrolle und Planbarkeit eine Rolle.26
Ein geplanter Kaiserschnitt findet meist eine Woche vor dem errechneten Termin statt.27 Sofern medizinisch nichts dagegen spricht, ist es ratsam, dem Baby so viel Zeit wie möglich im Bauch zu geben. Vielleicht kannst du in Absprache mit deinem Arzt sogar darauf warten, dass die Geburt von selbst beginnt. Das Erleben der Wehen fördert die natürliche Hormonausschüttung und erleichtert deinem Kind die Anpassung nach der Entbindung.28
Ungeplanter Kaiserschnitt
Eine Geburt ist nie ganz planbar. Vielleicht hast du dir eine natürliche Entbindung vorgestellt, doch mögliche Komplikationen wie ein Abfall der kindlichen Herzfrequenz oder ein Geburtsstillstand machen ein operatives Eingreifen erforderlich.
Du wünschst dir unbedingt eine natürliche Geburt? Das ist wunderbar! Dennoch solltest du die Option eines ungeplanten Kaiserschnitts während deiner Geburtsvorbereitung zumindest gedanklich einmal durchspielen, damit dich eine solche Situation im Ernstfall nicht vollkommen unvorbereitet trifft. Schließlich enden heutzutage in Österreich circa 13,6% der als normale Geburt begonnenen Entbindungn in einem Kaiserschnitt.29
Was passiert bei einem Kaiserschnitt
Welche Arten von Narkosen stehen zur Auswahl?
Vor dem Eingriff klärt dich ein:e Anästhesist:in über die Formen und Risiken der Narkose auf. In den meisten Fällen wird ein Kaiserschnitt mit einer örtlichen Betäubung (per Spinal- oder Epiduralanästhesie) durchgeführt. Diese hat den Vorteil, dass du während der Operation bei vollem Bewusstsein bist und du dein Kleines sofort sehen kannst. Du hörst seinen Schrei und hast ein bewusstes „Geburtserlebnis“. Manchmal – beispielsweise bei einem Notkaiserschnitt – ist jedoch eine Vollnarkose notwendig.30
Ablauf der Operation
Der Hautschnitt erfolgt gewöhnlich horizontal etwa auf Höhe der Schamhaargrenze und ist rund zwölf bis fünfzehn Zentimeter lang. Nach und nach werden die verschiedenen Gewebeschichten eröffnet. Sobald die Gebärmutter geöffnet ist, hebt der oder die Chirurg:in das Baby vorsichtig heraus und durchtrennt die Nabelschnur.31
Falls es sich um einen Kaiserschnitt mit lokaler Betäubung handelt, dann ist nun endlich der Moment gekommen: Du darfst dein kleines Wunder bestaunen. Währenddessen wird die Plazenta (der Mutterkuchen, der das Ungeborene während der Schwangerschaft mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt) entnommen und die Bauchwunde vernäht.
Wurden früher alle Bauchschichten mit einem Skalpell durchtrennt, wendet man heutzutage die sogenannte Misgav-Ladach-Methode an. Hierbei wird nur für die Öffnung der oberen Hautschicht ein Skalpell verwendet. Alle darunterliegenden Gewebeschichten werden vorsichtig mit den Fingern getrennt. Hierdurch wird nicht nur die Operationsdauer verkürzt, das Gewebe soll auch schneller wieder zusammenwachsen und die Schmerzen sollen nach der OP geringer sein.32
Darf mein:e Partner:in anwesend sein?
Wie jede Geburt ist ein Kaiserschnitt körperlich und psychisch sehr anstrengend. Glücklicherweise darf dich in den meisten Fällen eine Vertrauensperson in den OP-Saal begleiten. Diese steht oder sitzt dabei an deinem Kopfende und kann dir so während der Schnittentbindung eine wichtige Stütze sein. Nur in seltenen Fällen, wie etwa bei einem Notkaiserschnitt, ist der Zutritt zum OP-Saal für Angehörige verboten.33
Die Zeit nach dem Kaiserschnitt
Mit der Geburt deines Babys beginnt die Zeit des Wochenbetts. Du wirst auf die Wöchnerinnenstation gelegt, wo du dich erholen und deinen kleinen Liebling in Ruhe kennenlernen darfst. Da nach der OP eine größere Wunde entstanden ist und die Narbe für einige Zeit sehr empfindlich bleibt, heißt es: schonen, schonen, schonen. So dauert es nach einem Kaiserschnitt etwas länger, bis du wieder fit bist und dein Neugeborenes selbst versorgen kannst.34 Nach der Entbindung wirst du voraussichtlich drei bis sieben Tage in der Klinik bleiben.35
Das Wochenbett: Nachsorge, Narbenpflege und Rückbildung
Vermutlich werden dir Bewegungen in den ersten Tagen aufgrund der Schmerzen schwerfallen. Schmerzmittel können dir etwas Erleichterung verschaffen. Achte darauf, dich langsam und vorsichtig zu bewegen, um die Wundheilung nicht zu stören. Grundsätzlich ist etwas Bewegung jedoch wichtig, um den Kreislauf in Schwung zu bringen und das Risiko einer Thrombose zu verringern.36
Auch nach einem Kaiserschnitt hast du einen Wochenfluss. Dieser ist in der Regel etwas geringer als nach einer natürlichen Geburt, kann dafür etwas länger anhalten. Auch dauert es ein bisschen länger, bis sich die Gebärmutter nach einer Schnittentbindung wieder zurückgebildet hat.37
Nachdem du aus der Klinik entlassen wurdest, wird deine Nachsorgehebamme die Heilung der Wundnaht regelmäßig kontrollieren. Es wird etwa zehn bis vierzehn Tage dauern, bis die Wunde äußerlich verheilt ist. Dabei ist es ganz normal, wenn du ein Jucken oder Brennen verspürst. Nachdem sich die Fäden aufgelöst haben bzw. diese gezogen wurden, kannst du die Narbe ein- bis zweimal täglich mit Mandelöl sanft massieren. Hierdurch förderst du die Durchblutung und das Gewebe wird geschmeidig.38
Während des Wochenbetts kann dir deine Nachsorgehebamme eine große Stütze sein und dir hilfreiche Tipps zur Narbenpflege geben. Zudem bieten vielen Hebammen neben Beckenbodentraining und Rückbildungskursen auch Lasertherapien zur Behandlung der Kaiserschnittnarbe an.
Nicht nur körperliche Narben
Das Baby ist da und die Welt sollte sich anfühlen wie ein rosa Wattetraum. Und doch haben vor allem Frauen nach einem ungeplanten Kaiserschnitt oft mit einer regelrechten Gefühlsachterbahn zu kämpfen. So mischt sich unter die Freude über das Kind häufig Enttäuschung.39 So sehr hattest du dir eine natürliche Geburt gewünscht und fühlst dich nun um dieses Erlebnis, dein Baby aus eigener Kraft auf die Welt zu bringen, beraubt.
Vielleicht hast du während der Entbindung auch Erfahrungen gemacht, die du erst noch verarbeiten musst. Du bist damit nicht alleine. Versuche, diese Gefühle zuzulassen und mit vertrauten Personen darüber zu reden. Und vergiss nicht: Du hast einem kleinen Menschen das Leben geschenkt und wie jede Schwangerschaft ist auch die Geburt ganz individuell. Darauf kannst du unglaublich stolz sein!
Stillen nach dem Kaiserschnitt
Wie oben beschrieben, kann der Stillstart nach einem Kaiserschnitt erschwert sein. Was hilft, um die Milchbildung anzuregen und dein Neugeborenes zum Trinken zu motivieren? Lasse dein Baby so viel wie möglich auf deiner Brust liegen und genießt beim Bonding den innigen Haut-zu-Haut-Kontakt. Versuche, dein Kind möglichst frühzeitig und häufig anzulegen. Eine Hebamme oder Stillberaterin kann dir dabei helfen, eine Stillposition einzunehmen, bei der deine Narbe nicht schmerzt.40
Setzt die Milchbildung bei dir verspätet ein oder sollte es dir aus einem anderen Grund nicht möglich sein, dein Kind zu stillen, wende dich an deine Hebamme oder deinen Kinderarzt. Diese werden dich beraten, ob eine Säuglingsnahrung (beispielsweise mit Zusatz von Bifido-Bakterien) hilfreich für dein Kind sein kann.
Bonding – auch ohne natürliche Geburt möglich
Du hast es dir so schön vorgestellt: Nach einer intensiven Geburt bekommst du dein Neugeborenes in die Arme gelegt und ihr erlebt diese ersten gemeinsamen Stunden voller Magie. Leider läuft es nicht immer nach Plan und womöglich kannst du mit deinem Kleinen nach dem Kaiserschnitt nicht sofort kuscheln. Wie lässt sich dennoch eine enge emotionale Bindung zwischen Eltern und Baby aufbauen?
- Stillen und Känguruhen: Lasse dir dein Kind, sobald es möglich ist, auf den nackten Oberkörper legen und biete ihm häufig die Brust an. Die dabei ausgeschütteten Hormone helfen dabei, ein untrennbares Band zwischen euch aufzubauen.41
- Bonding mit dem Partner / der Partnerin: Befindest du dich noch im OP-Saal bzw. schläfst du nach der Vollnarkose noch, so kann der frischgebackene Vater die erste wichtige Kuschelzeit mit seinem Liebling übernehmen.42
- Re-Bonding: Bade dein Baby und lege es dir nackt und feucht auf deine Brust – so könnt ihr die magischen Momente der Geburt nacherleben.43
Einmal Kaiserschnitt – immer Kaiserschnitt?
Hattest du bereits einen Kaiserschnitt und möchtest gerne ein weiteres Kind bekommen? Die gute Nachricht: In vielen Fällen ist nach einem vorangegangen Kaiserschnitt eine natürliche Geburt problemlos möglich. Damit die Narbe gut verheilen kann, solltest du jedoch nicht sofort wieder schwanger werden.44 Suche hierzu am besten Rat bei deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin, um mögliche Risiken abzuklären.
Hier findest du Hilfe und weitere Informationen
Egal ob vor oder nach der Entbindung – ein Kaiserschnitt ist ein sehr emotionales Thema. Hast du Sorgen, über die du sprechen möchtest? Wünschst du dir Hilfe bei der Verarbeitung deines Geburtserlebnisses? Bei Fragen aller Art stehen dir der Aptaclub Elternservice und unser Hebammen-Live-Chat zur Seite. Für zusätzliche Informationen kannst du unsere Broschüre zum Thema Kaiserschnitt und Darm-Mikrobiota herunterladen.